Geschichte

Geschichte des Hauses H7

Mitten im Dorf, an der Hochstrasse 7, steht ein altehrwürdiges Gebäude mit einer langen Geschichte. Das ehemalige Restaurant Schlössli hat schon viele Gäste empfangen und viele Feste gefeiert. Die Gemeinde hat das Haus im Jahr 2009 gekauft. Danach wurde es durch das Arbeitsintegrationsprojekt ASF genutzt. Das ASF hat bis zu seiner Schliessung 2017 einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Wiedereingliederung von Menschen aus Pfäffikon und Umgebung geleistet. Das Interkulturelle Forum genoss seit 2009 Gastrecht im ASF, zunächst für den Schreibdienst, später auch für das Café International.

Seit 2017 wird das liebevoll genannte «H7» vom Interkulturellen Forum Pfäffikon (IFP) betreut und verwaltet und alle IFP-Angebote finden hier statt. Das Haus hat viel Charme und ist dank seiner ursprünglichen Bauweise als Gastrobetrieb bestens ausgerüstet für Veranstaltungen verschiedener Art.

Ob Sitzungen, Seminare Informationsanlässe, Kindergeburtstage oder private Feiern, das H7 bietet Platz für Begegnung.

Geschichte des IFP

Vorfeld der Vereinsgründung: Am 15. April 2000 fand in Pfäffikon ein grosses Integrationsfest statt. An diesem Fest wurde die Petition zur Schaffung einer ständigen, beratenden Kommission für Ausländerfragen gestartet. Diese Kommission sollte in der neuen Gemeindeordnung vorgesehen werden. Für die Petition wurden 500 (!) Unterschriften gesammelt.

Im Herbst 2000 haben sich Mitglieder der Vorbereitungsgruppe «Integration» und ausländischer Vereine ein erstes Mal mit Vertretern des Gemeinderates getroffen. Danach wurden die Statuten des neuen Vereins durch die Vorbereitungsgruppe und Mitglieder ausländischer Vereine erarbeitet und der Vorstand provisorisch zusammengestellt.

Das Interkulturelle Forum Pfäffikon (IFP) wurde dann am 13. November 2001 in der Pfarrei St. Benignus gegründet. Der Verein hiess damals «Arbeitsgemeinschaft für Ausländerfragen» (AAP). Karl Gruber war Tagespräsident der Gründungsversammlung, Lisette Bickel wurde zur ersten Präsidentin des Vereins gewählt.

Zweck des AAP war es (gemäss Statuten) “das Verständnis zwischen ausländischer und schweizerischer Bevölkerung zu fördern und die Integration zu verbessern.” Dieses Ziel sollte erreicht werden durch Informations- und Kulturveranstaltungen sowie Hinweise auf Beratungsstellen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Schulen und Kirchgemeinden stand im Vordergrund. Ein grosses Anliegen war, dass Vertreter aller grossen ausländischen Bevölkerungsgruppen im Vorstand Einsitz nehmen.

Im ersten Vereinsjahr buchte man bereits einen Erfolg: In der neuen Gemeindeordnung wurde die Kommission «Jugend und Integration» (KJIT) in Kraft gesetzt (die KJIT wurde 2013 bei der nächsten Gemeindeordnung wieder aufgelöst) und die AAP nahm Einsitz in dieser Kommission.

In den folgenden Vereinsjahren hat die AAP Deutschkurse (die später von der Gemeinde und Akroteach übernommen wurden) und Nachhilfeunterricht für Migrant:innen angeboten. Auch Steuerberatungen hat man gemacht sowie Merkblätter für Neuzugezogene. Die Teilnahme an den Deutschkursen war anfänglich sehr gering, Die Migrantinnen und ihre Ehemänner mussten zuerst in direkten Gesprächen von der Wichtigkeit der Deutschkurse, vor allem im Zusammenhang mit der Schule, überzeugt werden. Der direkte Kontakt zu den Migrant:innen war denn auch viele Jahre die wichtigste Aktivität der Vorstandsmitglieder.

Im Jahr 2004 organisierte das AAP das zweite Integrationsfest bei prächtigem Wetter: kulinarisches, kulturelles, Spiele, Märchenzelt, Führungen am See, Zeichnungswettbewerb. Es resultierte ein Einnahmenüberschuss von mehr als 3’000.-! Davon wurden 2’600.- an die Suchtpräventionsstelle Zürcher Oberland gespendet für das Projekt Femmes Tische. Das AAP organisiert in den Folgejahren selber Femmes Tische Gesprächsrunden (Migrant:innen diskutieren am Stubentisch Probleme aus Familie und Alltag und suchen nach Lösungen).

2005 ein erster Tiefschlag für die AAP: Das 10-Punkte Programm zur Integration, ausgearbeitet von der der KJIT (Kommission Jugend und Integration der Gemeinde) wird vom Gemeinderat abgelehnt, trotzdem arbeitet das AAP weiter in der KJIT mit (Der Gemeinderat bewilligte dann 2007 ein 4-Punkte-Programm zur Integrationsförderung. Darin stand: «Dieser Prozess (Integration) setzt sowohl den Willen der in der Schweiz lebenden Ausländer:innen zur Eingliederung als auch die Offenheit der schweizerischen Bevölkerung voraus.» Das Dranbleiben des AAP hatte sich gelohnt…).

2006 gibt es ein weiteres Integrationsfest im Rahmen des grossen Dorffestes in Pfäffikon. Erste Ideen, einen Schreibdienst zu gründen, kommen auf. Die AAP engagiert sich erstmals am Nezuzügertag (Einladung von fremdsprachigen Neuzuzügern persönlich in ihrer Sprache, Begleitung am Tag selbst). Das Engagement für die Neuzuzüger wird auch in den Folgejahren fortgesetzt.

Der Schreibdienst wird am 3. März 2008 im Familientreff Pumuckl an der Schulstrasse 24 eröffnet (der Raum wird vom AJB (Amt für Jugend und Bildung) gratis zur Verfügung gestellt). Jeden Montag von 17 – 19 Uhr. Es gibt erfreulich viele freiwillige Helfer:innen, der Andrang der Hilfesuchenden ist aber noch nicht gross. Der Gemeinderat bewilligte einen Kredit von 2’000 für den Kauf von Hardware.

Ebenfalls 2008 entsteht unter der Leitung von Halile Arifi ein Treff für albanisch sprechende Frauen (Gruppe von 10 Frauen). Diese Gruppe organisiert ein Treffen in Fehraltorf zum internationalen Tag der Frau, zu dem 150 Frauen kommen. Geplant wird auch eine Mütterberatung für albanische Frauen.

2009 gärte es in der AAP. Lisette Bickel trat als Präsidentin des AAP zurück und wurde durch Christoph Schneebeli abgelöst, der auf das 10-jährige Vereinsbestehen hin die Namensänderung in IFP und neue Vereinsstatuten initiierte. Schneebeli monierte, dass die Idee der AAP Idee geblieben sei, die AAP sei nicht zur «Delegiertenversammlung der ausländischen Bevölkerungsgruppen» geworden. Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung habe man grosse Hoffnungen und Erwartungen in den Begriff «Integration» gehabt, die sich nicht erfüllt hätten. Auch mit der Arbeit der KJIT war man nicht zufrieden. Sie befasse sich zuviel mit Jugendfragen statt mit Integration. Auch wolle der Gemeinderat, dass Integration nur in der AAP stattfinde und ja nicht im Gemeindehaus… Integration stand damals tatsächlich nicht in hohem Kurs in der Gesellschaft (Minarettverbotsinitiative, Abstimmung am 29.11.2009, Annahme mit 57.5% der Stimmen).

Am 13.11.2011 (genau 10 Jahre nach der Vereinsgründung) ändert der Verein die Statuten und gibt sich einen neuen Namen (Interkulturelles Forum Pfäffikon, IFP).

Das Café International startet im Januar 2013 (mit einem Team von 17 Mitgliedern, die auch aus der Gruppe «soziale Not» der kath. Kirche stammen) alle 2 Wochen an der Hochstrasse 7 unterstützt durch das ASF. Finanzierung durch Gemeinde, Kirchen und IFP. Ein Kinderhütedienst wird angeboten. Jahan Asadi wird neuer Präsident des IFP und gründet das neue Angebot “Sprechstunde Recht”. Der Verein strebt mit der Gemeinde Pfäffikon auf die Legislaturperiode 2014-2018 eine Integrationsvereinbarung an, damit das IFP längerfristiger planen kann. Diese Bemühungen führen zur ersten Leistungsvereinbarung des IFP mit der Gemeinde. 2013 wird auch der Name Pfäffinfiesta geboren. Es gibt ein sehr erfolgreiches Integrationsfest mit 2 Bands und Theater im ref. Kirchgemeindehaus mit rund 300 Besucher:innen. Die Pfäffinfiesta wird seither jedes Jahr durchgeführt.

Samir Qattan wird 2018 IFP-Präsident. Es kommt zur Bildung der Arbeitsgruppe «Hochstrasse 7», aufgrund der Auflösung des ASF. Dem IFP wird die Betreuung der Liegenschaft H7 übertragen, was auch Fremdvermietungen beinhaltet. Es gibt viel zu tun (Schlüssel-Management, diverse Reparaturen an der ganzen Infrastruktur), aber das H7 beflügelt das IFP: Unter dem Namen «Beschäftigungsprogramm» entstehen diverse Aktivitäten: das Deutsch-Café (später Sprachenstammtisch, heute Treffpunkt Deutsch) am Dienstag ab 17:30 Uhr und am Montag wird von 14 – 16 Uhr genäht (heutige Nähstube). Auch das Café International bekommt neuen Schwung. Ab und zu wird gemeinsam ein Abendessen zubereitet (Volksküche, auch als Projekt gegen Food Waste).

Auch 2022 ist das Haus H7 noch in den Händen des IFP. Für uns ein grosser Glücksfall: in kurzer Zeit konnte ein Treffpunkt für Ukrainische Geflüchtete ins Leben gerufen werden (Mittwochs 14 – 18 Uhr).

Zusammengefasst von Samuel Leemann am 13. November 2022

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