Erlebnisse aus dem Schreibdienst

Nach und nach tritt das Schreiben für das Team im Online-Zeitalter in den Hintergrund. Wenn es aber Formulare für fremdsprachige Einwandererinnen und Einwanderer auszufüllen gilt, wird es oft sehr kompliziert; da kommt man auch mit deutscher Muttersprache hin und wieder ins Grübeln!


Ein afrikanisches Mädchen, 6 Jahre alt, hütete seine beiden kleinen Brüder und brachte es im Alleingang fertig, dass das Spielzimmer am Ende der Sitzung perfekt aufgeräumt war, und ausserdem hatte es den Zweijährigen in dieser Zeit noch im Alleingang gewickelt! Die Windel wurde mit nach Hause genommen und nicht etwa im H7 entsorgt. Dass die drei Kinder in den anderthalb Stunden kein lautes Wort von sich gaben, sei hier ebenfalls angeführt.


Das zweite Mädchen stammt aus Syrien. Es lebt seit bald zwei Jahren in der Schweiz und besucht hier die vierte Klasse. Als erstaunlich kluge Dolmetscherin für ihren Vater hatte es die Aufgabe, mit mir zusammen ein Gesuchformular für eine eigene Familienwohnung auszufüllen. Dass sich dieses Mädchen mit einem – notabene von den Behörden falsch ausgefüllten – Betreibungsauszug herumschlagen musste, beeindruckte mich. 

Wir fragen uns: Wie unbeschwert ist die Kindheit dieses jungen Menschen? Wo und in was für einer Lebenssituation wird sie sich in zehn oder zwanzig Jahren befinden? 


Es gehört zu den Sternstunden des Schreibdienstes, wenn eines Montags im Januar um 18 Uhr eine strahlende Frau bei uns an der Hochstrasse 7 auftaucht. Nein, sie brauche an diesem Abend unsere Hilfe nicht mehr, denn dank unserer Unterstützung habe sie nicht nur einen Arbeitsplatz erhalten, sondern gerade noch eine neue, schönere und günstigere Wohnung! Das war natürlich auch für uns eine grosse Freude.

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